Neue Sonderausstellung „Kamele, Schach und die Liebe zum Glas“ von 14. April bis 22. September 2024

Transfersituationen im Kontext interkultureller Begegnungen sind wichtige Bestandteile gesamtgesellschaftlicher Entwicklungsprozesse. Sie können nicht nur als Impulsgeber und Katalysator für viele Bereiche des menschlichen Zusammenlebens wie Wissenschaft, Technik und Kunst wirken, sondern darüber hinaus langfristig zur Ausprägung neuer Kulturphänomene beitragen.

Dennoch zeigt der Gang der Geschichte, dass interkultureller Austausch nicht selten von Spannungen, Missverständnissen und Konflikten begleitet wird und die Begegnung unterschiedlicher Kulturen auch in kriegerische Auseinandersetzungen münden kann. Besonders deutlich wird dies im Hinblick auf die im Rahmen der Kreuzzüge verstärkt stattfindende Interaktion zwischen Orient und Okzident. Die mittelalterlichen Kreuzzüge waren – auch, wenn sich die Kreuzfahrer selbst mehr oder weniger als Beauftragte des in ihren Augen „einen“ und „wahren“ Gottes sahen – nichts Anderes als erbarmungslose Feldzüge gegen die sogenannten Heiden. Ihr Ursprung lag sowohl in religiösem Fanatismus als auch in wirtschaftlichen und strategischen Interessen. Obwohl die Ziele dieser Unternehmungen entweder nur für kurze Zeit oder zum Teil nicht einmal ansatzweise erreicht werden konnten, hatten die Kreuzzüge langfristig gesehen starke indirekte Auswirkungen auf die Kultur des europäischen Mittelalters. So transferierten die Kreuzfahrer bewusst und unbewusst andere Weltsichten, neue Ideen und nicht zuletzt verlorengegangenes antikes Wissen in das mittelalterliche Abendland. Abgesehen davon beflügelten auch die mitgebrachten Objekte und Erzählungen von exotischen Landschaften und Tieren, abenteuerlichen Erlebnissen sowie prägenden Begegnungen nachhaltig die Fantasie und das Denken der Menschen.

Der Titel der diesjährigen Ausstellung der Glasheimat Bayern e. V. im Theuerner Hammerherrenschloss „Kamele, Schach und die Liebe zum Glas – Was die Kreuzritter nach Europa brachten“ nimmt Bezug auf jene gesellschaftlichen Entwicklungsprozesse, die durch das Aufeinandertreffen von Orient und Okzident angestoßen wurden. Gleichermaßen stehen im Fokus der künstlerischen Bearbeitung dieses Themas aber auch das unermessliche Leid und die menschlichen Tragödien, die vor allem durch religiösen Fanatismus und allgemein kriegerische Auseinandersetzungen im Laufe der Geschichte ausgelöst wurden. Wie „Frau Welt“, die mittelalterliche Personifikation aller weltlichen Genüsse und Schönheit, spiegeln die Objekte der Künstler in ihrer lichtdurchfluteten Materialität und Formgebung auch das wider, was sich hinter einer einnehmenden Fassade, einer scheinbar heilen Welt, – die auf den ersten Blick durchaus zum Schmunzeln anregen mag – verbirgt und erst durch einen Perspektivwechsel wahrgenommen werden kann.

Es gelten die normalen Museums-Eintrittspreise.

Foto: Susanne Wolf



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